Unternehmensbewertung
Das Thema Unternehmensbewertung Mittelstand ist eng mit den Themen Unternehmensnachfolge und Unternehmensverkauf verbunden. Die Gründe für eine Nachfolge oder einen Verkauf sind dabei oft sehr unterschiedlich. Keinen Nachfolger in der eigenen Familie, der unerwartete Tod des Unternehmers bzw. der Unternehmerin oder der Ruhestand: Das Unternehmen wird verkauft.
Bei einem Unternehmensverkauf bilden sich zwei Lager mit gegensätzlichen Interessen:
Die Verkäufer möchten das Unternehmen oder wohlmöglich sogar das eigene Lebenswerk zu einem bestmöglichen Preis verkaufen.
Die Käufer möchten ein wertvolles Unternehmen mit guten Zukunftsaussichten zu einem möglichst geringen Preis erwerben.
Um eine Verhandlungsgrundlage zu schaffen, wird eine unabhängige Unternehmensbewertung durchgeführt.
Unternehmensbewertungen nach Art der Transaktion
Die wichtigste Kompetenz bei einer Unternehmensbewertung KMU (=kleine und mittlere Unternehmen) liegt in der exakten Bestimmung von Art der Transaktion und das dadurch definierte Verfahren der Bewertung.
Beim Verkauf einer Personengesellschaft werden grundsätzlich ausgewählte Wirtschaftsgüter verkauft (sog. Asset-Deal).
Liquide Mittel oder Forderungen werden in den meisten Fällen nicht mitverkauft. Somit werden aufgelaufene Bilanzgewinne bei der Unternehmensbewertung nicht weiter berücksichtigt.
Beim Verkauf einer Kapitalgesellschaft werden alle Vermögenswerte und Verpflichtungen auf den Käufer / die Käuferin übertragen. Der Hintergrund ist, dass nur die Gesellschaftsanteile an der GmbH übertragen bzw. gekauft werden (sog. Share-Deal). Erfahrungsgemäß wird jedoch in den meisten Fällen im Rahmen der geführten Verkaufsverhandlungen ein Referenzwert für den Vermögenszustand (zum Beispiel Eigenkapital) definiert. Dies ist auch bei der Unternehmensbewertung zu berücksichtigen.
Preisbewusstsein und Kennzahlenanalyse
Das Preisbewusstsein spielt beim Unternehmensverkauf eine wichtige Rolle. Essentiell wichtig ist es, das Preisbewusstsein durch eine fundierte Unternehmensbewertung in die richtigen Bahnen zu lenken. Viele Transaktionen ohne vorab durchgeführte Bewertung scheitern, weil die Verkäufer mit zum Teil völlig überhöhten, realitätsfernen Wert- bzw. Preisvorstellungen in die Verhandlungen gehen. Dazu trägt auch die steuerrechtliche Bewertung bei, die das 13,75-fache des bereinigten Gewinns nach Steuern als Grundlage verwendet. Dieser Unternehmenswert wird von den wenigsten Käufern akzeptiert. Besser bzw. realitätsnah ist da der Multiplikator der Bürgschaftsbanken von 3,5 bis 4,5, die ohnehin bereits an einem Großteil der Transaktionen beteiligt sind.
Empfehlenswert sind Unternehmensbewertungen als Grundlage für Verkäufer UND Käufer. Der Verkäufer kennt mit einer Unternehmensbewertung seinen persönlichen Mindestwert für das Unternehmen. Unter diesem Wert wird er sein Unternehmen nicht verkaufen.
Der Käufer kennt seinen persönlichen Maximalwert. Der Preis ist sein Entscheidungswert und dient als oberste Grenze bei der Bezahlung.
Nur wenn sich eine reale Zone (sog. Verhandlungsspielraum) zwischen dem Mindestpreis und dem Maximalpreis bildet, kann es eine Übereinkunft zwischen den beiden Parteien geben.
Fallbeispiel einer Unternehmensbewertung – Was ist mein Lebenswerk wert?
Der alleinige Geschäftsführer einer GmbH aus der Automotivbranche mit einem Jahresumsatz von rund 2 Mio. € überlegt, sein Lebenswerk im Rahmen der Nachfolgeregelung zu verkaufen. Für die Unternehmensbewertung wurde die elpa consulting beauftragt.
Da es sich bei dem Unternehmen um eine Kapitalgesellschaft (GmbH) handelt, wurde ein sog. „Share-Deal“ festgelegt.
1) Status des Unternehmens ermitteln durch betriebswirtschaftliche Unternehmensanalyse
Der Status des Unternehmens bildet die Grundlage für die weitere Unternehmensbewertung und wird durch eine betriebswirtschaftliche Unternehmensanalyse ermittelt. Dazu wurden von der elpa consulting Fragebögen und Checklisten zu Unternehmensdaten angefertigt, die in Zusammenarbeit mit dem Unternehmer ausgefüllt wurden. Erhoben wurden zum Beispiel Daten zu Gesellschafter, Standort, Geschäftsführer, Niederlassungen, Betriebsräume und -flächen, Personal etc. Zu diesen Daten wurden wichtige, betriebliche Dokumente und Unterlagen hinzugefügt (u.a Handelsregisterauszug, Gewerbeanmeldung, Jahresabschlüsse mindestens der drei letzten Jahre, betriebliche Verträge etc.).
Zusätzlich wurden weitere Kennzahlen erfasst. Dazu zählen unter anderem:
- Aktiva / Passiva der letzten 3 Jahre
- Bestimmung der Zeitwerte und Restnutzungsdauer des Anlagevermögens
- Kapital und Verbindlichkeiten
- Gewinn- und Verlustrechnung
- Berechnung und Bewertung kalkulatorischer Kosten (z.B. Unternehmerlohn, Miete und Zinsen, Abschreibungen)
Als wichtiger Bestandteil der Unternehmensbewertung und Kennzahlenanalyse war auch die notwendige Korrektur steuerlicher Werte durch die richtige Wahl betriebswirtschaftlicher und kalkulatorischer Ansätze.
2) Auswertung / Erörterung der Ergebnisse und Erfolgsprognose
Mittels betriebswirtschaftlicher Kennzahlen wurden mit dem Unternehmer eine Auswertung und Erörterung der vorab ermittelten Ergebnisse durchgeführt. Dabei wurden auch erhebliche, nicht genutzte Potentiale erkannt und geeigneten Maßnahmen zur Realisierung gegenübergestellt. Es war auch wichtig entscheidende Erfolgs- und Risikofaktoren zu bestimmen und in der Unternehmensbewertung zu berücksichtigen:
- Altlasten
- Sozialleistungen
- Pensionszusagen (u.a für den geschäftsführenden Gesellschafter)
- Versicherungsmathematisches Gutachten
- Gewährleistungsansprüche
- Prüfung potentiell vorhandener juristischer Auseinandersetzungen
In Zusammenspiel mit dem Unternehmer wurde vom elpa Berater eine Erfolgsprognose für die kommenden fünf Jahre erstellt. Für die Prognose wurden auch zahlreiche „best case“ und „worst case“ Szenarien definiert und entsprechend berücksichtigt.
3) Prüfung bzw. Kontrollrechnung der Refinanzierbarkeit
In den meisten Fällen wird kein Käufer ein Unternehmen erwerben, für das er Tilgung und Zinsen der Schuldenlast aus dem Unternehmenskauf nicht vollständig von den laufenden Erträgen finanzieren kann. Für Investitionen und für unvorhersehbare Ereignisse muss zusätzlich eine Gewinnrücklage erwirtschaftet werden.
Ansonsten würde es passieren, dass das Unternehmen erworben wird und der Käufer nicht nur einen fehlenden Überschuss zu beklagen hat, sondern sogar noch liquide Mittel in Form der Unterdeckung beilegen muss.
Bei einem Unternehmen ohne Substanzwert (ohne Immobilien oder Maschinen) geht ein Kreditinstitut davon aus, dass der Unternehmenswert auf Ertragsbasis (sog. Goodwill) innerhalb der nächsten drei bis sieben Jahre zurückgezahlt sein muss. So ergeben beispielsweise fünf Jahre bei 20% Tilgung pro Jahr und 6% Zinsen eine Annuität von 26%. Zusammengefasst muss ein Unternehmen in diesem Beispiel also mindestens 26% Gewinn abwerfen, um nicht gänzlich unfinanzierbar zu sein. Eine hohe Eigenkapitalausstattung ändert auch nichts, da auch diese Eigenmittel verzinst und zurückgezahlt werden wollen.
4) Fazit der Unternehmensbewertung
Als letzter Schritt erfolgte eine Berechnung des Ertragswerts für das Unternehmen gemäß DCF-Verfahren nach IDW-Standard und konnte aufgrund der sorgfältig erhobenen Daten den Unternehmenswert ermitteln. Somit kannte der Unternehmer den Unternehmenswert seines Lebenswerkes.
Die Empfehlung für den Unternehmer durch den elpa Transaktionsmanager war es, die erarbeiteten Maßnahmen und die vorhandenen Potentiale mit Hilfe externer Unterstützung umzusetzen, um das Unternehmensergebnis noch weiter positiv zu verändern. Nach ca. 3 Jahren kann das Unternehmen dann mit einem höheren Kaufpreis an den Markt gebracht werden.
Das Unternehmen konnte inzwischen durch die intensive, gute Vorbereitung des elpa Transaktionsmanagers in Rahmen der Unternehmensbewertung erfolgreich verkauft werden.